2003     quads – twins,triplets,quads & other identities

Die Tänzerinnen des Lalun Ensembles bewegen sich zwischen erlebter und erfundener Biografie, zwischen Wirklichkeit und Fiktion. Tanzend, erzählend und in einem kunstvoll aufeinander bezogenen Wechselspiel von Live-Geschehen und Film wird das Verhältnis von klassischem Formenkanon und der Gegenwart des Körpers, von Rolle und Identität der Performerinnen zum eigentlichen Thema.
Filmbilder, die sich zwischen Dokumentar- und Kunstbild bewegen, schaffen einen Raum, in dem die Tänzerinnen zwischen Authentizität und Fiktion oszillieren, Verbindungen und Konstellationen finden und wieder verlieren: quads. Im Spiel um Schein und Sein, Abgrenzung und Eigenheiten, verwandelt sich die Idee des Pas de deux als klassische Form in neue Tanzsprache. Der große Ballerina-Traum wird ebenso Thema der Darstellung wie das Zugegensein auf der Bühne. Sprünge und Fragen werden gewagt. Die Frage nach dem Ich und seinem Platz auf der Bühne. Die Frage nach den Verhältnissen von Rollen und (Selbst)-Bildern jeglicher Couleur.

Pressestimmen zu quads

Tänzerische Zwiegespräche – Lalun-Ensemble präsentierte einen ausdrucksstarken Abend

Synchron, sauber und mit einem hohen Maß an Harmonie wurde getanzt und immer wieder fanden sich Anspielungen auf das strenge klassische Tanzvokabular.
Die Bewegungsfolgen, bei denen jeweils eine Tänzerin eine andere scheinbar willkürlich berührte und damit ein tänzerisches Element auslöste, hatten in ihrem resultierenden, wunderbar fließenden Formenkanon etwas von Béjart. Ein Abend für viele Sinne.

Regina Wegener, WAZ Mülheim 29.4.03

Pas de deux mit Selbstironie

Grenzgänger sind in Mode. Ob Musik, Theater, Performance, Tanz. Doch bei Claudia Küppers ist das Collagieren, Mischen, Medien überschneiden, nicht übergestülpte zeitgenössische Attitüde, sondern befruchtende Bereicherung. Die am Giessener Institut für Angewandte Theaterwissenschaften ausgebildete Düsseldorferin und ihr „Lalun Ensemble“ haben bereits mit zwei Produktionen im Forum Freies Theater vorgestellt, was ihr Begriff vom Tanz-Bildertheater samt Videokunst auf der Bühne bedeutet: sinnliches Nachdenken – plus Humor. „Miss Behaviors“ bürstete Benimmregeln und Verhaltensmuster von Frauen untereinander gegen den Strich, ihre moderne Antwort auf Monteverdis „Poppäa“ nimmt mit auf die Achterbahn der Leidenschaften …

Ulrike Merten, Neue Rhein Zeitung, 1.4. 03 …

Tanz und Erzählung

Tanz und Erzählung, Bewegung und Lebensgeschichte vermischen sich in Claudia Küppers dritter Inszenierung beim Forum Freies Theater. Entlang der Erlebnisse ihrer Tänzerinnen entwickeln Claudia Küppers und Susanne Scheiber ihr Stück „quads“ und vermeiden dabei elegant die Bauchnabelschau. Denn hinter den Geschichten wartet nur das eine: der Traum vom Tanz. Selbst aus dem Ausflug in die Warenwelt, an den Arbeitsplatz einer Kassiererin, entsteht eine dynamische, zeitweilig unheimliche Performance. Und das Schlachtschiff der Erinnerung, das Familienfoto, mutiert zur ironisch heiteren Stellcollage. Man erzählt von Berufsmöglichkeiten, Märchenprinzen und immer wieder vom Tanzen selbst. Dann zeichnet man die Schritte auf den Boden, wartet auf Einsätze, zitiert aus dem Skript und widersetzt sich der Choreographie. Zu zweit werden die Gliedmaße geordnet, gestützt und erkämpft. Noch ist man nicht ganz, die Bewegungen fremdgeformt, liegt man in hündischer Drohgebärde auf der Lauer. Die Rollen verteilt man selbst: Dornröschen, Cinderella, Rotkäppchen und Schneewittchen- vermischt sie, verkörpert. Jede kann alles, will alles. Und doch einen die Träume… Aus den einzelnen Lebenswegen entsteht Neues: ein überzeugendes Ensemble von Individuen in perfekter Harmonie.

Timo van Treeck, Rheinische Post vom 5.4.2003

KonzeptionClaudia Küppers, Susanne Scheiber
Tanz /PerformanceSulis Sukkelhoven, Vivienne Hötger, Gudrun Lange, Carolina Zimmermann
ChoreographieClaudia Küppers und Ensemble
MusikJörg Ritzenhoff
VideoDirk Poerschke
TextmaterialSusanne Scheiber, Claudia Küppers und Ensemble
Bühnenbild/KostümeEduardo Seru
LichtGernot Schmiedberger
FotoOliver Paul, Tania Walck
  

Produktion: Lalun Ensemble in Koproduktion mit dem Ringlok-Schuppen Mülheim und FFT Düsseldorf

Gefördert durch: Stiftung Kunst und Kultur des Landes NRW, Kulturamt Landeshauptstadt Düsseldorf, Ministerium für Städtebau und Wohnen, Kultur und Sport des Landes NRW, Fonds Darstellende Künste e.V., Stiftung van Meeteren, Kommunalverband Ruhrgebiet