My Valentine- Mitmach-Tanztheater für Menschen ab 60 Jahren

Die Goldene Garde – partizipatives Tanztheater-Ensemble 60+

Seit September 2022 haben r30 engagierte Seniorinnen und Senioren – meist ohne jegliche Tanz- und Bühnenerfahrung – im Theatermuseum geprobt, improvisiert, gearbeitet und gelacht. Jetzt wird das erste Mitmach-Tanztheaterprojekt „My Valentine“ für Menschen ab 60 Jahren von Küppers & Konsorten erstmalig einem Publikum auf der Bühne präsentiert. Wie das neu gegründete Tanztheater-Ensemble „Goldene Garde“ Erinnerungen in Szene setzt und die wichtigsten Lebensmomente der Teilnehmenden in Tanz und Worten ausdrückt, davon können sich interessierte Zuschauerinnen und Zuschauer am 8. Januar überzeugen.

„My Valentine“ – Mitmach-Tanztheater für Menschen 60+ macht Erinnerungen lebendig

Das Projekt zum Mitmachen sei dazu gedacht, ältere Menschen dazu zu bewegen, sich selbst in Tanz und Sprache auszudrücken, zu improvisieren und gemeinsam mit anderen Gleichgesinnten eine szenische Collage zu entwickeln – dabei stehen Spaß und Gemeinschaft im Vordergrund. „Für das gesamte Projekt gilt der Grundsatz, dass die Teilnehmenden im Zentrum stehen – mit ihren Wünschen, Bedürfnissen und ihrer Präsenz“, erklärt Claudia Küppers. „Wer viel erlebt hat, hat viel zu erzählen. Diese Lebenserfahrungen in einem Tanztheaterstück mit einzubringen, ist das Ziel von My Valentine.“
„Mit so einem großen Andrang hätten wir gar nicht gerechnet, ich bin nach wie vor überwältigt. Es gab sogar einen Aufnahmestopp“, sagt Claudia Küppers, Initiatorin und Choreographin von „My Valentine“. Die ganze Gruppe sei sehr engagiert und mit viel Spaß dabei. Neben dem Wir-Gefühl in der Gruppe stehe bei „My Valentine“ das Individuum mit seinen Wünschen, Bedürfnissen und der eigenen Präsenz im Zentrum – und vor allem mit seinen persönlichen Erinnerungen. Claudia Küppers und ihr Team begleiten die älteren Menschen bei dem Projekt sowohl tänzerisch, musikalisch als auch bei der Improvisation und Umsetzung. „Wir geben einen groben Rahmen vor, die Inhalte jedoch werden gemeinsam entwickelt. Während der Proben leiten wir nur wenig an, geben Impulse. Es gibt sehr viel Raum, sich selbst auszuprobieren.“

Rheinische Post vom 13.11.2022

Getanzte Erinnerungen an bewegte Zeiten

Düsseldorf · „My Valentine“ feierte jetzt Premiere im Düsseldorfer Theatermuseum. Claudia Küppers setzte bei ihrer ersten Seniorentanztheater-Produktion auf die darstellerischen Qualitäten der Teilnehmenden – und verzichtete weitgehend auf Requisiten.
Drei Monate war der Montagnachmittag fest verplant für die Proben. Nun hatte das erste Seniorentanztheater „My Valentine“ Premiere im Theatermuseum. Mit dieser Produktion betrat die Düsseldorfer Choreographin und Tanzpädagogin Claudia Küppers Neuland. Sie wollte gemeinsam mit Menschen um die 60plus ein Stück inszenieren, das sich aus ihren Erinnerungen speiste und das ist dem Ensemble gelungen.
„My Valentine“ kam dabei weitgehend ohne Requisiten aus. Küppers setzte auf die darstellerischen Qualitäten der Teilnehmenden, die zum Teil zum ersten Mal Bühnenluft schnupperten. Man merkte ihnen an, wie viel Spaß sie an der Performance hatten. In den drei Monaten, seit sie Küppers Aufruf in der Rheinischen Post gefolgt waren, bei „My Valentine“ mitzuwirken, sind sie zu einer Gemeinschaft zusammengewachsen, haben Erinnerungen ausgetauscht, viel miteinander gelacht und sich gegenseitig unterstützt, wenn es mal einen Durchhänger gab.
Auf der Bühne erzählten sie Geschichten aus wilden Zeiten, von der ersten Silvesterfete ohne Eltern, Abstiegen in gruselige Kohlenkeller oder einer abenteuerlichen Tour im bis unters Dach mit Freunden vollgestopften Auto, dessen Türen festgefroren waren. Schließlich mussten alle durchs Fenster rausklettern. Während die einen erzählten, stellten die anderen diese Ereignisse pantomimisch dar.
Natürlich gab es auch ein Wiederhören mit der Musik, die sie alle in ihren wilden Jugendzeiten begleitet hat von den Bee Gees mit „Stayin‘ alive“, über Jimi Hendrix‘ „Hey Joe“ oder Pink Floyd’s „The Wall“ bis hin zu „Whole lotto love“ von Led Zeppelin.
Küppers inszenierte diesen Teil des Stücks als getanzte Rückwärtsbewegung, während im Hintergrund das klassische Rauschen eines Radios zu hören war, wenn man früher neue Sender suchte. Sobald ein Song aus dem Äther erklang, rockten die Senioren die Bühne.
Ein weiterer witziger Einfall waren nachgestellte Fotos. Wie im echten Leben, gab es meist eine Person, die gerade mal nicht in die Kamera schaute oder seltsame Posen einnahm. Die Teilnehmenden hatten zu den Proben alte Fotoalben mitgebracht und gemeinsam einzelne Motive ausgewählt, die sie auf der Bühne zeigten, während aus dem Lautsprecher das Klick des Auslösers zu hören war.
Zum Abschluss wurde es noch einmal sentimental, als sich eine der Darstellerinnen an unbeschwerte Partyzeiten erinnerte und selbst das Publikum in The Moody Blues‘ „Nights in white Satin“ mit einstimmte.
Von so viel Spielfreude und Engagement wünscht man sich mehr. Die Gruppe selbst würde gerne „My Valentine“ noch öfter aufführen und sucht noch nach weiteren Auftrittsmöglichkeiten.

Claudia Hötzendorfer / Rheinische Post / 10.1.2023

Eine Projekt von Küppers & Konsorten und dem Theatermuseum Düsseldorf

gefördert durch die DIS-TANZ-SOLO-Förderung des Dachverband Tanz Deutschland, das Kulturamt der Landeshauptstadt Düsseldorf / Bereich kulturelle Bildung, die Soziokultur NRW und MoveArts e.V.

Idee/künstlerisches Team:
Idee/Konzept/Choreographie: Claudia Küppers
Tanz/Choreographie: Rut Spitzlei
Kostümbild/Visuals: Anne Bentgens
Musik/Dramaturgie/Technik: Tobias Heide
PR: Kirstin von Schlabrendorf-Engelbracht

Fotos: Studio Sucrow, Mario Longo, Küppers & Konsorten