2009 in tension
Anspannung, innere Unruhe, ein Getrieben–Sein haben bisweilen undeutbare Ursachen. In anderen Fällen ist es eine geliebte Person, die sich entzieht und eine emotionale Leere hinterlässt. Anlass zur Unruhe und zu Selbstgesprächen. Wo Extremes in den Alltag einbricht und zu Verwicklungen führt, setzt in tension an. Obsessionen und Phantasien, die dem durcheinander geratenen Gefühlshaushalt entspringen, werden zu schwer kontrollierbaren Affekten.
Das Tanzstück führt ein internationales Ensemble zusammen und kreiert eine Bewegungssprache, welche die Wechselwirkung zwischen emotionalem Ausnahmezustand und dem physischen Ausdruck thematisiert. Neue Kommunikationsformen wie Chat–Rooms – gechattet wird live – dienen dabei als Vehikel für ein Spiel mit Identitäten und dem Flimmern zwischen virtueller Emotion und realer Körperlichkeit.
Pressestimmen zu in tension
In tension ist …
Unruhe, Gewalt, Aufregung, die nicht gelungene Begegnung, das Stöbern im Kopf, das sich in die Bewegung einschreibt. Unruhe die aufbricht, die einbricht. Kreisen ist eine ihrer Gestalten, Taumeln die andere. In blau-gelb kontrastierten Kostümen – Farben, die sich im Licht wiederholen – beginnen die Tänzer ebenerdig und wirken doch kaum geerdet im Zappeln, das keine Form annimmt, ziellos bleibt, auch wenn Alltagsgesten, Rituale durchscheinen. Irgendwann fällt eine erschöpft auf einen Sessel – ein Nebengleis, der einen neuen Raum kreiert. Die Tänzerin beginnt zu schreiben. Der Dialog, den sie in einem chat-room entwirft, begleitet fortan das Stück. Der chat-room, Ort der anonymen Sehnsüchte und der Selbstmitteilungen, Ausflucht und Erholung zugleich, lässt sie verloren zurück. In tension sind Kommunikationsversuche und Ausbrüche zwischen Kommunikationsformen. Der Körper ist eine Batterie. In einem der intensivsten Augenblicke des Stücks zeigt er dies: das Zucken und die Reizung, das Vibrieren zweier Körper, die von der Attraktion – Repulsion buchstäblich bewegt werden. Claudia Küppers und Klara Weber erschaffen in ihrem Stück in tension intensive Bildräume, in denen das Thema Spannung in seiner Komplexität tänzerisch und textlich zur Darstellung gelangt. Dabei agieren die Tänzer und Tänzerinnen in ihrer eigenen Handschrift – dies gilt für ihre Textentwürfe und Dialoge ebenso wie ihren Körperausdruck. In einer Szene schiebt die Chinesin Ching Yu am Boden zwei Kissen vor sich her und wirkt wie eine überdimensionierte Mickey- Maus – verspielt kokettiert sie da mit dem Publikum. Die Tänzer bewegen sich in einem spannungsgeladenen Ambiente, das in vielfältigster Weise und mit Bezug auf die reale Lebenswelt die Thematik verarbeitet.
WAZ, 16.01.09
Konzept/Idee | Klara Weber, Claudia Küppers |
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Choreographie | Claudia Küppers und Ensemble |
Dramaturgie/Improvisation | Klara Weber |
Tanz/ Performance | Ching Yu, Carlos M. Paz, Simon Choplain, Christina Heil |
Musik | Kornelius Heidebrecht |
Bühnen- und Kostümbild | Anne Bentgens |
Licht, Foto | Gernot Schmiedberger |
In Koproduktion mit dem Forum Freies Theater, Düsseldorf
Gefördert durch: Kunststiftung NRW, Kulturamt der Landeshauptstadt Düsseldorf, dem Ministerpräsidenten des Landes NRW, Stiftung van Meeteren, MoveArts e.V.