Tanztheater an Schulen
Im zeitgenösssischen Tanz gehen Ausdruck und Technik, Poesie und Alltag eine einzigartige Verbindung ein. Während in anderen Tanzformen ein technisches Know-How Voraussetzung ist, um choreographisch zu arbeiten, bietet der zeitgenössische Tanz eine ganze Palette von dem Alltag entliehenen Bewegungen wie Fallen, Schwingen, Drehen, Laufen, dem Spiel mit der Schwerkraft und vielem mehr, die schnell eine Basis bieten für Improvisation und Choreographie. Im spielerischen, fast unmerklich tänzerischem Umgang mit Bewegung beginnt der freie Tanz, eine Erfahrung, die, zunächst ungewohnt, die Kinder und Jugendlichen mehr und mehr in ihren Bann ziehen kann. Phasen, in denen eine technische Basis erlernt wird, wechseln ab mit Phasen der Improvisation, in denen die Schülerinnen und Schüler sich selbst, einzeln, im Team, oder in der Gruppe, je nach Thema und Bewegungspotenzial, selbst ausprobieren können.
Getragen wird die Improvisation von einer Vielzahl von Aufgaben und Methoden, einer großen Auswahl an „Werkzeug“, die in der Vielzahl der Möglichkeiten von Bewegung Orientierung und Halt bieten und den Kindern und Jugendlichen helfen, ihre Ideen selbständig umzusetzen. Mir ist daran gelegen, die SchülerInnen dort abzuholen, wo sie stehen, was sie bewegt, wie sie sich bewegen, welche Eindrücke sie mit sich herumtragen und welche Themen- bei gesetzten Themen Situationen, Bilder, eigene Erlebnisse- sie beschäftigen. Im Tanztheater wechseln sich Phasen der Bewegung mit Phasen des kreativen Schreibens ab.
In reinen Tanzprojekten wird häufig der Wunsch geäußert nach fertigen und reproduzierbaren Choreographien- auch dies ist Bestandteil des Tanzes, wird es immer bleiben und meines Erachtens haben Schülerinnen und Schüler ein Recht darauf, dies einzufordern, da sie es sind, um die es geht, so mein Standpunkt als Choreographin.
Je nach Projekt und Zielgruppe passiert jedoch viel häufiger etwas, was mich nach vielen Jahren und Projekten immer wieder aufs Neue fasziniert: das Projekt wird mehr und mehr getragen von dem Material, das die SchülerInnen selbst erarbeiten, es wird mehr und mehr zu ihrem Projekt.
Meine Aufgabe ist es, die Fäden im Hintergrund zu ziehen, eine tragfähige Struktur zu schaffen, eine Dramaturgie, die jede Schülerin und jeden Schüler in ihre /seine stärkste Präsenz versetzt, die die verschiedenen Sequenzen als Collage zusammenfügt und die Ausdrucksformen der Einzelnen und der Gruppe stark und intensiv macht.
Nach viel Text ein Wort zum Schluss: nach meiner Erfahrung hat jeder Mensch ein Bedürfnis nach Selbstausdruck und Selbstdarstellung, und die Erfahrung, diese einzusetzen, sei es auf der Bühne oder einfach „nur so“, wird den persönlichen Ausdruck stärken und prägen.
Ich bin Überzeugungstäterin.